E-Bike, Ratgeber
Reichweite beim E-Bike – Tipps und Tricks
Wie auch beim E-Auto ist beim E-Bike für viele derzeit die maximal mögliche Reichweite noch ein großes Thema. Wie weit komme ich, wie häufig muss ich nachladen, wie groß ist der Akku, gibt es einen noch größeren Akku und so weiter und so fort… manch einer spricht auch von einer „Reichweitenangst“.
Beim Thema Akkureichweit gibt es einen Grundsatz, welcher zwar in abgewandelter Form auch am Elektroauto gilt, aber am E-Bike noch unweit stärker.
Die Reichweite der Batterie ist von unzähligen Faktoren abhängig, sodass keine festen Aussagen zur Reichweite getroffen werden können. Der große Unterschied zum E-Auto ist beim E-Bike hier allerdings der, dass E-Bikes vom Menschen per Trittkraft gesteuert werden, ein Elektroauto hingegen per Gaspedal. Zwar „gibt auch jeder Mensch anders Gas“, eine Symbiose aus E-Motor und menschlicher Motor ist es aber noch langen nicht. So können folgende, eigentlich sich widersprechende Aussagen beim E-Bike zutreffend sein:
• Ein E-Bike Antrieb ist je nach Fahrer sehr effizient oder aber sehr ineffizient
• Der Antrieb unterstützt je nach Fahrer mehr oder weniger stark
• Die Geräuschkulisse eines E-Bike Antriebs unterscheidet sich je nach Rad und Fahrer teils stark
• Der gleiche Antrieb kann in einem anderen Rad deutlich effizienter oder ineffizienter sein
All diese Punkte hängen stark mit der Trittfrequenz des Fahrers zusammen, also damit, wie schnell oder langsam der Radler in die Pedale tritt. Diese Trittfrequenz bestimmt auch die Drehzahl des Motors und damit im Endeffekt auch wie effizient oder ineffizient dieser arbeitet.
Rein generell lassen sich aber ein paar Punkte nennen, welche es zum Thema Reichweite mit dem E-Bike zu beachten gibt.
Je „größer“ die Batterie, desto größer die Reichweite
Je größer der Akku des E-Bikes, also je mehr Energie er gespeichert hat, desto größer ist tendenziell auch die Reichweite des Rades. Die gespeicherte Energie wird heute meistens in Wattstunden angegeben, was ein Produkt aus der Akkuladung in Amperestunden (Ah) und der Akkuspannung in Volt (V) ist. Gängig sind heute bei 36 Volt Akkuspannung rund 14 bis 17 Amperestunden an Ladung, also rund 500 bis 600 Wattstunden. Mithilfe zweier Batterien (Bosch Dual-Battery oder Bulls mit Shimano Motor) lassen sich aber auch schon Werte von 800 bis 1000 Wattstunden realisieren.
Wer trotz dieser Tricks nicht genug Reichweite aus seinem E-Bike herausgekitzelt bekommt
der kann zu einem zusätzlichen Akku geifen
inzwischen gibt es mehre Dual-Battery Systeme bei welchen zwei Akkus gleich am Rad angebracht sind
Langsam treten kostet Reichweite
Wie schon weiter oben angesprochen, hat die Schnelligkeit der Pedalierbewegung (Trittfrequenz) einen großen Einfluss auf die Reichweite. Generell gilt zudem der Grundsatz, dass die Fahrleistung immer das Produkt aus der Kraft und der Drehzahl ist. D.h. um die gleiche Leistung zu erbringen kann man entweder stärker oder schneller in die Pedale treten, letzteres ist deutlich gesünder und auch bei langen Radtouren kräftesparend.
Während ältere Antrieb, wie etwa der frühere Panasonic Mittelmotor bei schnellen Trittfrequenzen quasi nicht mehr mitkamen, sind bei modernen Antrieben etwa von Bosch, Brose, Yamaha (Ausnahme PW Antrieb) oder Shimano – aber auch Panasonic – schnellere Tretbewegungen möglich und reichweitenfördernd. In der Regel sind Trittfrequenzen von rund 70 bis 80 Umdrehungen pro Minute (gerne auch mehr) optimal. Wer übrigens schneller tritt, bringt gleichzeitig auch mehr Eigenleistung dazu, sodass der Anteil der Motorleistung und damit auch des Akkugehalts sinkt.
Wer neben Energie aus dem Akku noch an eigener Energie sparen möchte,
der sollte versuchen eher schneller zu treten anstatt mit viel Kraft
Stop & go senkt die Reichweite
Beim E-Bike gilt die alte Radfahrer-Regel, dass gleichmäßiges Radfahren besser als ungleichmäßiges Radfahren ist, umso mehr. Häufiges Abbremsen und Beschleunigen sind große Reichweiten-Diebe. Aber noch ein anderer Punkt kommt hier zum Tragen. Lieber sollte gleichmäßig pedaliert werden, als ständig die Kraft und Trittfrequenz zu variieren. In der Ebene kommen gut trainierte Radfahrer häufig sehr schnell an die gesetzliche Abschaltgrenze von 25 km/h bei Pedelecs (hier als E-Bike bezeichnet). Statt also dauernd an dieser Grenze „herum zu dümpeln“, ist es besser die Unterstützungsleistung etwa fast oder ganz zurückzuschalten.
Wer beim Radeln mit dem Elektrofahrrad Akkukapazität sparen möchten,
der sollte sich lieber Routen außerhalb des Stadtverkehrs suchen
wo gleichmäßiges und unterbrechungsfreies Radeln möglich ist - die Nerven freuen sich ebenso
Kettenschaltung für mehr Leistung und Reichweite
Eine Nabenschaltung gilt als Komfortschaltung, welche auch bequem beim Warten an der Ampel ein herunterschalten ermöglicht und wenig Pflege bedarf. Abseits davon ist eine Nabenschaltung aber in ihrem inneren mechanisch sehr komplex aufgebaut und nicht unempfindlich. Deswegen ist bei manchen Antrieben beim Einsatz einiger Nabenschaltung die Motorleistung heruntergedrosselt. Dazu kommt, d.h. Nabenschaltung bedingt durch ihre komplexen Getriebe mit vielerlei Zahnrädern höhere Energieverluste aufweisen als eine Kettenschaltung. Je nach Nabenschaltung und den gefahrenen Gängen sind diese Verluste höher oder schwächer. Deswegen kommen in Tests für die gleichen Motoren auch oft so unterschiedliche Ergebnisse bei der Reichweite heraus. Teils sind hier rund zehn oder mehr Prozent weniger Reichweite möglich. Gerade Radler mit hohem Gewicht, sei es durch Eigengewicht oder durch Gepäckzuladung sollten diesen Punkt bei der Wahl des E-Bikes also beachten.
Die Auswahl der Schaltung sollte im Hinblick auf eine große Reichweite gut überlegt sein
geht es darum möglichst entspannt steile Berge zu erklimmen und möglichst effizient fortzubewegen
so sollte eine (gute) Kettenschaltung einer Nabenschaltung vorgezogen werden
Fahrradpflege für größere Akkureichweite
Gerade beim in der Regel nicht günstig erworbenen E-Bike lohnt sich die Pflege des Zweirads umso mehr. Nicht nur, dass ein gut gepflegtes Rad deutlich länger hält, auch eine hohe Akkulaufzeit bleibt einem länger erhalten.
Viele E-Biker wundern sich nach einigen Monaten oder Jahren über eine deutliche Senkung der Reichweite pro Batterieladung. Statt jedoch gleich auf den E-Bike Hersteller und dessen minderwertige Batterie zu schimpfen, sollte zuerst das eigene Fahrverhalten unter die Lupe genommen werden. Nicht wenige E-Radler verfallen nach anfänglicher Euphorie in eine Art Loch. Der Reifendruck wird nur noch selten geprüft und nachgepumpt, die Kette rasselt mehr anstatt zu surren und die Lager quietschen. Andere fahren aus Bequemlichkeit nur noch in der höchsten Unterstützungsstufe oder generell nur noch mit Antriebsunterstützung, selbst in der Ebene. Die Berge, welche ohne E-Bike noch schreckten, werden nun umso häufiger angefahren. All diese Faktoren können sich maßgeblich auf die erzielbare Reichweite auswirken. Es empfiehlt sich also, dass eigene Fahrverhalten zu überprüfen und das Rad gut in Schuss zu halten. Häufigeres Nachladen des Akkus senkt nämlich tatsächlich dessen Lebensdauer und damit auch auf Dauer die damit erzielbaren Reichweiten.
Ein gut gewartetes Rad sieht nicht nur besser aus, läuft leiser und ruhiger
sondern sorgt auch für gleichbleibend gute Reichweite
auch nach mehreren tausenden Kilometern
Unter „großer Last“ leiden Fahrrad und Reichweite
Wer viel zu tragen hat, sei es an Gepäck oder eigenem Gewicht, der sollte unbedingt auf einen ausreichend groß dimensionierten Akku, oder ein zusätzliches Akkupack achten. Hier gilt die Faustregel, doppeltes Gewicht entspricht je nach Gelände und Fahrgeschwindigkeit rund 30 bis 50 Prozent geringerer Reichweite. So haben etwa Reiseradler teils bis zu drei oder vier Akkus dabei, welche sie dann teils über einen Solarlader aufladen. Nicht nur ein hohes Körpergewicht oder viel Gepäck zieht Akkuladung, auch ein Kinderanhänger fordert Motor und Akku. In der Praxis also beispielsweise den Anhänger bei Nichtgebrauch abmontieren und unnötige Gepäckstücke vermeiden.
Wer viel zu schleppen hat, sollte auf einen ausreichend groß dimensionierten Akku achten
lieber sparsam packen als unnötig Reichweite am E-Bike zu verschenken
Bonus Tipp: Liegeradfahren lohnt sich nur wegen dem Fahrkomfort
Ein Liegerad, also ein Fahrrad bei welchem man nicht wie gewöhnlich sitzt, sondern quasi nach hinten gelehnt sitzt, ist der König der Geschwindigkeit. Mit dem Liegerad ist man sogar schneller als mit einem Rennrad, da am Liegerad die Körperhaltung nochmals günstiger ist als beim Rennrad. Günstiger meint hier, dass der Luftwiderstand deutlich geringer ist. Dieser macht ab rund 15 km/h beim Radfahren den Hauptteil des Fahrwiderstands aus. Somit ist die Fortbewegung mit einem elektrisch unterstützten Liegerad deutlich energieeffizienter als bei einem herkömmlichen Aufrechtrad. Natürlich ist die Effizienz je nach Liegerad anders, aber generell ist das Liegerad dennoch effizienter. Übrigens macht sich der Vorteil beim Luftwiderstands gerade bei S-Pedelecs ungemein bemerkbar. Bei 40 km/h Fahrtgeschwindigkeit geht ein riesen Anteil der Tret- und Motorenergie durch die bremsende Luft verloren. Das ist auch der Grund, warum am S-Pedelec meistens die Durchschnittsgeschwindigkeit eher bei 35 bis 37 km/h liegt und nicht wie man annehmen könnte 45 Stundenkilometern.
Liegt gut auf der Straße und im Wind:
Ein Liegerad - hier als Trike - etwa mit Heckmotor oder seit neustem sogar "Mittelmotor"