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Fahrrad - Testberichte, Testinstitutionen, Erfahrungen und Bewertungen

Einzeltest

Shimano E8000 Motor-Prototyp für E-Mountainbikes im Test

Auf der Eurobike 2016 war es „alles Fahrrad“ möglich ein E-Mountainbike mit dem neuen Shimano Steps E8000 Motor Testzufahren. Der MTB-Parkour sowie umgrenze Waldstücke mit Trail-Abschnitten sowie Kieswegen bot dafür die ideale Teststrecke.
Shimano E8000 Motor-Prototyp für E-Mountainbikes im Test

Die darauf aufgespielte Antriebssoftware hatte den Prototypen Status 3, derzeit ist der Prototyp Status 4 die aktuellste Version (Stand 21.09.16.). Wie der Versionsname verrät ist dies  noch kein finales Produkt und muss somit auch nicht eins zu eins dem endgültigen Produkt von Shimano entsprechen. 

Auf der Hausmesse des Einkaufverbands ZEG war es uns übrigens ebenfalls möglich einen sehr frühen Prototypen zu testen, dieser unterscheid sich teils deutlich von der auf der Eurobike zur Verfügung stehenden Version 3. Es scheint als hätte Shimano seitdem noch einiges an der Motorsteuerung geschraubt und verfeinert. 


Design und Funktionalität des Motors

An Shimanos neustem E-Bike-Antrieb fällt vor allem eines NICHT auf – seine Größe und sein Gewicht
Shimano gibt einen Q-Faktor von nur 177 mm an und einen Gewicht von wohl rund 2,8 kg, was im Vergleich mit der E-Mountainbike Konkurrenz einem Paukenschlag gleichkommt. (Der Q-Faktor ist der Abstand der beiden Pedalachsen zueinander – er wird mitverantwortlich für die Ergonomie eines Fahrrades gemacht). 
Selbst Yamaha soll in seiner neusten Motorversion nur auf rund 3,1 kg kommen, was allerdings auch schon einen echt guten Wert darstellt. Bosch oder etwa Panasonic bewegen sich etwa im Bereich um die 4 kg, selbst der vermeintliche E-MTB-Primus Brose bringt um die 3,4 kg auf die Waage. 
Man fragt sich vielleicht warum man sich am Gewicht des Motors so aufhängen sollte, wobei sich diese Frage vergleichsweise leicht beantworten lässt. Beim E-Mountainbike stehen anders als beim „normalen E-Bike“ Sprünge und waghalsige Abfahrten oft auf der Tagesordnung. Hier zählt jedes Gramm und jeder Zentimeter – was am Ende des Tages mehr Fahrspaß und Fahrsicherheit bringt!

Der neue Shimano E8000 Antrieb für E-MTBS von vorne
So klein und schnuckelig ist Shimanos neuer Motor für E-MTBs 
- dies ermöglicht den gleichen Q-Faktor (Achsenabstand der Pedale zueinander) 
wie bei Shimanos aktueller XT-Sportschaltung - nämlich 177 mm 

Durch geschickte Platzierung der Tretlagerwelle ermöglicht Herstellern den Bau von E-Bikes, welche herkömmlichen,  nicht motorisierten Mountainbikes vom Fahrverhalten sehr nahe kommen. Konstruktiv schafft dies Raum für sehr kurze Kettenstreben, welche unter anderem für die Gewichtsverteilung auf das Hinterrad sowie Agilität und Klettereigenschaften des Rades verantwortlich sind. Dies ist einer der Gründe, warum gerade Mountainbike-Fans mit dem Shimano Motor liebäugeln.

Die weit nach hinten verschobene Tretlagerwelle des E-MTB Motors ermöglicht neue Vielfalt am E-MTB
Im Vergleich zu vielen anderen Motoren sitzt bei Shimanos Variante die Tretlagerwelle sehr weit hinten, der für Mountainbikes in den letzten Jahren immer wichtiger gewordene Hinterbau kann somit anders und vielfälltiger gestaltet werden

Dank des geringen Motorvolumens ist sowohl unter als auch neben dem Motor genügend Platz, sodass technisch anspruchsvollen Geländefahrten nichts im Wege steht. Ein Aufsetzen des Motors beim Fahren, etwa auf einem Ast oder ähnlichem, erscheint unwahrscheinlich und kam auch im Test nicht annährend vor.

Mehr Bodenfreiheit am E8000 E-Mountainbike Motor von Shimano - für weniger Unfälle und mehr Fahrspaß
Das Testrad bot mit dem intelligent platzierten Shimano Antrieb massig Bodenfreiheit, wenn auch vielleicht noch nicht ganz so viel wie ein normales Fully

Fahrverhalten

Der neue Steps Motor für Mountainbikes kommt mit drei Unterstützungsstufen:

  • Eco
  • Trail
  • Boost

Während für Boost eine Abgabe von 300 Prozent feststeht, sind die anderen Unterstützungsstufen noch nicht endgültig festgelegt. Uns ist deshalb auch nicht bekannt, mit wie viel Prozent der eigenen Leistung Trail und Eco im Testrad gearbeitet haben. Laut Shimano Mitarbeitern gibt es derzeit noch Diskussionen um die genauen Prozentzahlen. Des Weiteren ist im Gespräch, die Nutzer selbst die Kenndaten der Unterstützungsstufen ändern zu lassen. Dies soll über die kürzlich für Android und IOS erschienen E-Tube App von Shimano passieren.

Shimanos kürzliche E-Tube App zur Konfiguration der elektrischen Di2 Schaltung etc
Über Shimanos E-Tube App (unten rechts) soll der Fahrer wohl bald neben der Di2 Schaltung auch seine Motoreinstellungen ändern können 

Während der Eco Modus kaum Unterstützung lieferte, war im Trail Modus schon deutlich mehr Leistung abrufbar. Der Modus Trail soll, wie der Name schon andeutet, besonders gut für die Fahrt auf Trails geeignet sein. Sprich, die Unterstützung soll so kommen, dass der Fahrer jederzeit die Power bekommt, welche er benötigt, gleichzeitigt aber das Rad kontrollieren kann und nicht andersherum. Knifflige Passagen wie Spitzkehren oder die Überquerung von Hindernissen sollte damit relativ Mountainbike ähnlich möglich sein. Auf der Testfahrt viel der Motor dahingehend nicht negativ auf und lieferte gut und sicher in jeder Situation Unterstützung. Inwiefern dies in allen Situationen der Fall ist müsste aber eine ausführlichere Testfahrt noch zeigen. 
Der Boost Modus lieferte den versprochenen Schub gut und relativ natürlich. Mit seinen maximalen 70 Newtonmeter an Drehmoment fühlte er sich ähnlich potent an wie etwa der Bosch Performance CX Motor, welcher ebenfalls auf E-MTBs getrimmt ist. Besonders steile und konsistente Teststrecken sowie ein direkter Vergleich zum Bosch-Motor waren jedoch leider nicht vorhanden. Shimanos E-Bike Antrieb liefert die Kraft im Boost Modus relativ zügig aufs Pedal, sprich auch schon bei eher geringere Trittfrequenz. Dies ist beim Anfahren hilfreich, könnte aber beim Wenden oder Anhalten störend sein. Da die Motorsteuerung sowie die Regelung der Unterstützung noch nicht final sind, wird sich noch zeigen wie sich das Ganze bis zum Marktstart darlegt. 


Shimanos 70 Nm starke Mountainbike Antrieb will hoch hinaus
Shimanos neuer E-MTB Motor macht im Gelände sehr viel Spaß und bietet immer die richtige Leistung

Display und Steuerung

Das kleine, neben dem Lenkervorbau platzierte Display des neuen Shimano Systems für E-Mountainbikes liefert scharf und übersichtlich alle wichtigen Informationen. Prominent platziert ist für gewöhnlich die Geschwindigkeit, was sich jedoch durch Betätigung der Menütaste (übrigens die einzige Taste am E-Bike-Computer selbst!) umschalten lässt. Rechts am Rand der Displayanzeige findet sich dann die grafische Aufarbeitung der Unterstützung durch den Motor. Am unteren Displayrand wird die gewählt Unterstützungsstufe angezeigt, welche ebenfalls durch einen Farbwechsel angezeigt wird.

Die Funktionen des E8000 Displays im Überblick
Der einfache Displayaufbau macht das möglich warum es eigentlich geht - Radfahren

Durch die Positionierung neben dem Vorbau ist das Display optimal vor Beschädigung bei Stürzen geschützt, welche beim „richtigen“ Mountainbiken durchaus vorkommen. Ebenfalls geschützt ist es vor tief herab hängenden Ästen oder ähnlichem. Die Anzeige ist sehr spartanisch, was bei anspruchsvollen Fahrten durchs Gelände so oder so nebensächlich sein sollte.

Bei der Testfahrt ließ sich jederzeit die gewählte Unterstützungsstufe gut ablesen, einzig die vom Motor gegebene Unterstützung hätte besser erkennbar sein dürfen. Die für jede Stufe andere Menüfarbe des Displays macht das Erkennen des derzeit eingestellten Modus zusätzlich leichter. Die Stufe „Aus“ ist in einem Weißton gehalten,  „Eco“ schimmert bläulich,  das darauffolgende „Trail“ lässt die Farbe zu Grün wechseln, die stärkste Stufe „Boost“ in einem leuchtenden Neongelb. 

Die Unterstützungsstufe wird über die von Shimanos Di2 bekannten „Firebold-Shifter“ eingestellt. Diese finden sich Links, an der Stelle wo normalerweise die Schalthebel für die Kettenblätter, also den Umwerfer zu finden sind. Werden sie mit Shimanos neuen elektrischen Schaltung XT Di2 kombiniert ist das Schaltverhalten denkbar einfach.
Links wird über einen Druck auf den kleineren Hebel die Unterstützung verstärkt, während diese rechts einen höheren Gang (sprich schweren) einlegt. Über den größeren Taster links wird die Unterstützung verringert, während sich damit rechts der Gang verringert. Einmal erlernt ist die Schaltlogik von Unterstützung und der Schaltung selbst sehr intuitiv und einfach. Praktischerweise weist das System über einen Signalton den Nutzer darauf hin, wenn die niedrigste oder höchste Unterstützungsstufe bzw. Gang erreicht ist, er also quasi zu weit schalten will. Dies ist gerade bei hoher Konzentration auf das Fahren selbst, etwa in schwierigem Gelände oder bei schnellen Abfahrten praktisch. Fahrer die dieser Piepton nervt, können die Funktion im Menü abstellen.


Shimanos E8000 E-MTB Motor Display und Bedieneinheit

Geräuschkulisse

Bei geringer Trittfrequenz im Boost Modus bergauf ist der Motor hörbar, nicht aber so, dass es störend wäre. Pedaliert man schneller, wird das Motorgeräusch immer weniger hörbar. Es wird sich zeigen wie die finale Ausführung sich schlagen wird, bisher scheint es aber als hätte es Shimano geschafft, die Motorakustik für die meisten Menschen erträglich zu gestalten. An einen Brose Motor mag der E8000 eventuell noch nicht rankommen, ist aber größtenteils gefühlt ein klein wenig leiser als der Performance Line CX Motor von Bosch. 




Testfazit:

Während der Prototype auf der ZEG Hausmesse im Juli sich noch relativ unspektakulär fuhr, weiß der Motor nun auch außerhalb von Design und Funktionalität zu Punkten. Das Fahrverhalten war sehr stimmig und das Bedienkonzept logisch und einfach. Sollte Shimano bis zum finalen Release nicht noch einen schwerwiegenden Fehler einbauen oder Qualitätsprobleme auftreten, so müssen sich die anderen E-Bike-Motorenhersteller warm anziehen. Während Cityräder und andere eher gemütlich bewegte Bikes von Shimanos neustem Streich eher unbeeindruckt sein werden, dürften im sportlichen Bereich dieses Jahr die Karten sicherlich neu gemischt werden. Nicht wenige Hersteller zeigten auf der Eurobike in diesem Jahr Modelle mit dem neuen Shimano Antrieb. Neben großen Namen waren auch Hersteller dabei die man im ersten Moment vielleicht noch nicht wirklich mit E-Bikes assoziiert. So etwa die weltbekannte BMX-Marke Haro Bikes aus den USA oder die schwäbische Radmanufaktur Velotraum. Es scheint als bliebe es im Wachstumsmarkt E-Bikes weiterhin spannend, man kann also gespannt sein wie sich die Fahrrad- und E-Bikesaison 2017 entwickelt. 


Mehr zu den Kenndaten des Motors wie Drehmoment, Schnittstellen etc. finden Sie im Bereich E-Bike unter dem Punkt Beratung. 


 
 
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