Fahrrad, Fahrradzubehör
Woran man ein gutes Fahrradschloss erkennt
Faltschlösser knacken – für Diebstahlprofis meist kein Problem
Für stolze Fahrradbesitzer ist es der absolute Super-GAU: Vermutlich gerade erst ein neues Fahrrad gekauft, und dann, nach der Rückkehr vom Kinobesuch festgestellt, dass zwar das Verkehrszeichen noch steht, aber sich das dort mit einem Fahrradschloss gesicherte Edelbike in Luft aufgelöst hat – ein Fahrraddiebstahl! Es kommt zwar in der Tat darauf an, bei einem Fahrradschloss auf Qualität zu achten, jedoch 100 % Diebstahlsicherheit gibt es nicht. Selbst Faltschlösser lassen sich relativ leicht knacken, wenn nicht gewisse Details beachtet werden. Woran erkennt man ein gutes Fahrradschloss und mit welchen Tricks arbeiten die Fahrraddiebe?
Woran man ein gutes Fahrradschloss erkennt
Bei Anschaffungspreisen von nicht selten mehreren Tausend Euro zählen Fahrräder heute mit zu den Statussymbolen. Vor allem auch dadurch begründet, dass die sogenannten E-Bikes und Pedelecs immer beliebter werden. Und Fahrraddieben reicht ein Kennerblick, um zu sehen, wo sich der Diebstahl „lohnt“. Gerade bei einem teuren Fahrrad wäre es falsch, am Schloss zu sparen. So sind Panzerkabelschlösser nur für die Zwischensicherung geeignet. Schwere Kettenschlösser und Bügelschlösser bieten deutlich mehr Sicherheit, erweisen sich aber als sehr sperrig. Zudem lassen sich Bügelschlösser nur an schlanken Objekten festmachen. Eine Alternative stellen die sogenannten Faltschlösser dar. Hier vereint sich ein relativ hohes Maß an Sicherheit mit der für den Außeneinsatz nötigen Flexibilität. Doch wie kommt das zustande?
Faltschlösser – Funktionsweise, Merkmale und Schwachpunkte
Wer ein Faltschloss in Händen hält, wird an das „Prinzip Zollstock“ erinnert. Die Metallkonstruktion besteht aus starren Segmenten, die über Nieten beweglich miteinander verbunden sind. Das Faltschloss lässt sich so in geöffnetem Zustand leicht um Fahrradrahmen und eine dickere Stange schließen – zusammengefaltet passt es dann leicht in den Rucksack oder den Gepäckträgerkorb. Doch gerade die bewegliche Verbindung stellt eine Schwachstelle dar. Es benötigt zwar etwas Zeit, aber wer den großen Bolzenschneider mehrmals an ein Verbindungsglied ansetzt, zerstört es nach mehrmaligem Aufhebeln schließlich total. Bei den meisten Faltschlössern geht es sogar noch viel einfacher – mittels Picking, Lockpicking oder Picklocking. Die Begriffe bedeuten letztendlich alles dasselbe und stehen für den „intelligenten“ Diebstahl. Und wie soll der funktionieren?
Picking – sekundenschnell Faltschlösser knacken
Im Allgemeinen besteht ein Fahrradschloss aus zwei Komponenten: Dem Kabel, das um Fahrradrahmen und einen solide verankerten Gegenstand geschlungen wird sowie dem Schließzylinder. In den meisten Schließzylindern befinden sich kleine Federstifte, die vom Schlüssel in die korrekte Position gebracht werden – das Schloss öffnet sich. Beim Picking übernimmt diese Funktion ein sogenannter „Schlagschlüssel“. Wie der Name schon vermuten lässt, wird der Schlagschlüssel zunächst sanft in den Schließzylinder eingeführt. Dann folgt ein gezielter Schlag mit leichter Drehung des Schlüssels – und schon ist das Schloss geöffnet. Das Lockpicking erfordert ein wenig Übung, doch bereits nach wenigen Versuchen hat man „den Dreh“ raus. Das Perfide an der Geschichte. Das Faltschloss ist nach der Prozedur keinesfalls beschädigt und lässt sich auch weiterhin mit dem Originalschlüssel öffnen und schließen. So kann es beim Diebstahl sogar zu Problemen mit der Versicherung kommen. Dem Picking lässt sich allerdings ein Riegel vorschieben.
Auf den richtigen Schließzylinder kommt es an
Da nützen die massivsten Stahlsegmente und Stahlnieten nichts, wenn der Schließzylinder des Faltschlosses „auf einen Schlag“ nachgibt. Faltschlösser sollten deshalb mit einem Scheibenzylinder ausgestattet sein. Diese Konstruktion kommt ohne Federn aus und ist somit resistent gegen Schlagschlüssel. Im Handel sind die Faltschlösser in Sicherheitsgruppen eingeteilt. Man sollte deshalb genau hinsehen. Meist halten nur die Schlösser der höchsten Sicherheitsgruppe den „intelligenten“ Aufbruchsversuchen stand. Die letzte große Testreihe der unabhängigen Stiftung Warentest datiert aus dem Jahr 2015, in der unter anderem auch das Picking getestet wurde. Als Testsieger bei den Faltschlössern ging das Abus Bordo Granit 6500 (mit der Bezeichnung X Plus) hervor. Als einziges der getesteten 8 Faltschlösser erreichte das Abus Bordo Granit 6500 X Plus bei der Aufbruchsicherheit die Note gut. Schlusslichter bildeten das Masterlock 8260DPRO (Note: 5,3) sowie ein Aktionsmodell von Tchibo (Note: 5,5).
Fazit:
Wie so oft, kommt es auch bei den Faltschlössern aufs Detail an. Viele solide wirkende Fahrradschlösser lassen sich in der Tat mit nur einem Schlag auf den Schlagschlüssel öffnen. Deshalb beim Kauf unbedingt darauf achten, dass das Faltschloss resistent gegen Picking ist. Hat der Dieb etwas mehr Zeit und kann im Verborgenen agieren, erweist sich die bewegliche Verbindung zwischen den starren Metallsegmenten als Schwachstelle. Aber vermutlich wird niemand sein teures Rad über Nacht in freier, menschenleerer Umgebung abstellen. Wer im Übrigen einen Dieb ertappt, sollte nicht zögern, sondern umgehend die Polizei anrufen.