Journal · Fahrrad · E-Bike · Magazin · News Fahrrad · Mountainbike · Rennrad
Lade...

Fahrradhändler, Fahrradladen, Fahrradhersteller...

oder
 

Journal rund ums Fahrrad und E-Bike - neues aus der Welt der Fahrräder und elektronisch unterstützen Fahrräder 


Wir stellen vor

Tag der offenen Tür beim Liegeradhersteller HP Velotechnik

Die Daniel Düsentriebs von der Schulbank luden zur Werksbesichtigung nach Kriftel bei Frankfurt

Tag der offenen Tür beim Liegeradhersteller HP Velotechnik

Am Samstag den 25.06.2016 fand von 10 bis 16 Uhr der Tag der offenen Tür bei HP Velotechnik statt. Geboten wurde neben einem intensiven Einblick in den Betrieb ein herzlicher Empfang der Besucher, bei regnerischem Himmel aber meist trockenem Terrain. Für beste Laune sorgten die Betriebsführungen des Mitgründers Paul Hollants, welcher durch seine offene und humoristische Art zu begeistern wusste.

Veranstaltungsbeginn
Los ging es morgens um 10 Uhr,  es folgte eine Einführung in den Tag durch die beiden Gründer und langjährigen Freunde David Pulvermüller sowie Paul Hollants. Der Pressesprecher des Unternehmens, Alexander Kraft stellt daraufhin das Programm des Tages vor und bat die Besucher sich gleichmäßig auf die Werksführungen zu verteilen.

Werksführungen 
Ab 11 Uhr fand im zweistunden Rhythmus eine Tour durch das Werk von HP Velotechnik statt, geleitet vom Firmenchef persönlich, Herrn Paul Hollants. Nach einer kurzen Einstimmung auf der Bühne, inklusive geschichtlichem Exkurs zum Liegerad und der Entwicklung des Rades im Allgemeinen, ging es einmal durchs komplette Werk. 

Vom Klappstuhl zum Kabinenrad 
Die erste Station war dabei das erste Kabinenrad der beiden Gründer, welches 1992 einen Preis des Verbandes deutscher Ingenieure erhielt. Sie konnten hiermit bei dem Bundesentscheid über das Thema „Konstruktive Überlegungen zum Individual-Nahverkehrsfahrzeug der Zukunft“ den ersten Platz für sich beanspruchen. Dieser Wettbewerb stellte laut Hollants eine Art Gegenentwurf zum damals wie heute sehr populären „Jugend forscht“ Wettbewerb dar, welcher seinerzeits eher mit ökologischen Projekten, als mit technischen Konstruktionen aufwartete. Als intersannt stellte sich hierbei vor allem das Fazit der beiden damals noch schulpflichtigen Konstrukteure dar, wo eine große Chance des Fahrzeugs für eine Kombination mit einem Elektromotor gesehen wurde. Dies allerdings nur bei der heute üblichen unterstützenden Wirkung des Motors (Pedelec), da laut ihnen die Entwicklung bei einem alleinigen Motorantrieb die Entwicklung unweigerlich zum Auto führen müsse.

Werksbesichtigung HP-Velotechnik - das H von HP-Velotechnik stellt ihr erstes Velomobil vor

Das erste zweirädrige Liegerad 
War das erste Liegerad noch eine Konstruktion aus einem ausrangierten Liegestuhl und Vierkantstahl, so wurde nach mehreren gewonnen Auszeichnungen und Sponsorings aus der Werkzeugwirtschaft bald professioneller gearbeitet.  Es entstand ein erstes Modell der heutigen „Street Maschine“, ein zweirädriges Liegerad was anders als viele bisherigen Liegeräder kein Langlieger sondern ein Kurzlieger war. Der erste Verkauf eines solchen Liegerads erfolgte an Paul Hollants Wirtschaftskundelehrer, ein alt 68er. Die jungen Firmengründer veranschlagten etwa 1700 Mark, was die Materialkosten in etwa decken sollte, laut eigener Rechnung. Auch an dieser Station der Werksbesichtigung wusste Hollants mit interessanten Anekdoten die Geschichte lebendig werden zu lassen.

Das erste Produkt von HP-Velotechnik - die Street Maschine

Nähmaschine von Paff 
Es folgte ein Einblick in die Entwicklungsabteilung, leider jedoch ohne Neuvorstellungen, da diese der Fahrradleitmesse Eurobike vorbehalten seien. Dafür gab es die Nähmaschine von David Pulvermüllers Oma zu sehen, welche laut Hollants maßgeblich für den Erfolg der Firma verantwortlich gewesen sei. So stecke kein unwesentlicher Aufwand in den Sitzpolstern von HP Velotechnik, welche in mehreren Varianten erhältlich sind.

Infos zum Rahmenbau 
Nach einer Exkursion über den Rahmenbau in Taiwan ging es weiter zur Testabteilung der Firma, wo eine eigens entwickelte Maschine genutzt wird um die Stabilität der Liegeräder zu untersuchen und Schwachstellen zu finden. Simuliert wird hierbei eine Belastung über mehrere Jahre, was laut Hollants sehr exakt erfolgen muss, damit die Ergebnisse in der Realität reproduzierbar sind. Eine Abweichung der Krafteinwirkung um wenige Prozent führe hierbei zu einer Verfälschung des Ergebnisses um etwa 50 Prozent. Das HP Velotechnik von ihren Rahmen und den daran durchgeführten Tests überzeugt ist, zeigt die 10 Jährige Garantie auf ihre Rahmen.

Bei der Werksführung erklärt Mitgründer Hollants ausführlich die Testverfahren ihrer Räder

Fertigungsbesichtigung 
Nach viel Theorie wurde es dann etwas praktischer, ein Besuch des hauseigenen Fotostudios sowie der Fertigungsbereiche schloss sich an. Der Firmengründer referierte über die Wichtigkeit der exakten Fertigung ihrer Faltgelenke, sowie die Kompatibilität verschiedener Modelle untereinander.

Vom Fahrradhimmel 
Während die erste Führung sich eher auf die geschichtliche Entwicklung konzentrierte, ging dieser bei den darauffolgenden Führungen noch tiefer in die Montage der Liegeräder ein. Besonderheiten des Montageprozesses wurden erläutert und in diesem Bereich arbeitende Mitarbeiter vorgestellt. Auch in diesem Teil lauschten die Zuhörer begierig und erfuhren einen guten Einblick in den Alltag des Liegeradherstellers. Gestaunt wurde vor allem über den in Kennerkreisen berühmten „Fahrradhimmel“, eine etwa 10x30 Meter große Fläche über dem Montagebereich, wo vormontierte Liegeradrahmen auf ihre Endmontage für Kundenbestellungen warten.

Der Fahrradhimmel von HP-Velotechnik

Mit dem Trike durch die Mongolei 
In den Pausen zwischen den drei Führungen, welche alle sehr gut besucht waren, hielt Matthias Ramsel einen spannenden Vortrag über seine Zeit in der Mongolei. Er durchfuhr diese mit einem Trike der Firma HP Velotechnik in Verbindung mit einem Kite. Nach dem Vortrag stellte er sich den Fragen interessierter Zuschauer, welche sich vor den Bühne um ihn und sein Reisetrike sammelten.

Matthias Ramsel erzählt von seiner Trike-Kite Tour durch die Mongolei

Verpflegung und sonstige Angebote
Wer mit Vortrag und Führung durch war, konnte sich an den kostenlosen Getränken im Außenbereich bedienen, oder einen Crêpe erstehen. Die anwesenden Mitarbeiter unterhielten sich dabei gerne mit den Besuchern. Ebenso wurde an die jüngeren Besucher gedacht, diese konnten sich im Spielebereich beschäftigen.

Attraktionen am Tag der offenen Tür bei HP-Velotechnik

Während der ganzen Veranstaltung bot sich die Möglichkeit verschiedene Trikes und zweirädrige Liegeräder zu testen. Hierbei standen die Velotechnik Mitarbeiter mit Ra(d)t und Tat zur Seite, sei es bei der Einstellung des Tretlagerabstandes oder mit dem Anschieben auf den Zweirädern. Gerade die motorunterstützen Varianten sowie das 2013 vorgestellte Enduro Trike erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Besuchern. Dabei wirkte die Auswahl der Testräder jedoch leider etwas einseitig, da viele zweirädrige Liegeräder vorhanden waren aber wenige der mehr gefragteren Trikes. Gerade von den gefragteren Modellen waren gefühlt zu wenige Modelle zum Testen vorhanden. Die Testfahrer ließen sich dabei aber auch nicht von dem regnerischen Himmel oder plötzlich einsetzendem Regenschauer merklich stören.

Teststrecke Liegeräder HP-Velotechnik Tag der offenen Tür

Showbereich 
Ebenfalls gut angenommen wurde der Showbereich, in dem mehrere Modelle mit näheren Informationen und Prospekten ausgestellt waren. Zur Hilfe standen dabei mehrere Techniker die Fragen aller Art gerne und ausführlich beantworteten. Seien sie hoch technischer oder eher philosophischer Natur. Wer bis dato nichts über den optimalen Drehzahlbereich von Mittelmotoren wusste, verließ den Showbereich später gut darüber aufgeklärt.

Showbereich HP-Velotechnik am Tag der offenen Tür

Veranstaltungsende und Fazit  
Die Veranstaltung endete nicht wie angekündigt um 16 Uhr, sondern eher Richtung 17 Uhr, da Hollants, voll in seinem Element, die letzte Führung merklich überzog. HP Velotechnik konnte sich trotz eher schlechter Wettervorhersage über meist trockenes Klima und reichlich Besucher freuen. Sie wussten mit einer offenen und familiären Atmosphäre zu begeistern. Darüber hinaus freuten sich die Mitarbeiter über den einen oder anderen Schicksalsbericht von Besuchern, wo Velotechnik Kunden durch deren Liegeräder wie ungeahnte Mobilität erlangen konnten. Alles in allem wurde also die Nahmobilität der Zukunft anschaulich und interessant präsentiert.

 
 

Druckansicht