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Journal rund ums Fahrrad und E-Bike - neues aus der Welt der Fahrräder und elektronisch unterstützen Fahrräder 


Fahrradtypen

Kinderfahrrad

Räder im Bereich von etwa 12 Zoll bis 24 Zoll werden als Kinderräder bezeichnet, bei etwa 20 Zoll läuft eine fließende Grenze zu Jugendrädern, für die Gesamtheit ist also Kinder- und Jugendräder passender, welche bei 26 Zoll endet. 
Kinderfahrrad

Vor allem Kinderräder unterscheiden sich in mancherlei Sachen signifikant von den Erwachsenenrädern, sei es bezüglich der Ausstattung oder den Allgemeinen Anforderungen die an die Räder gestellt werden.

Bei Kinderrädern unterscheidet man zwischen sogenannten Spielrädern und Kinderstraßenfahrrädern.

Spielrad

So wird ein Rad für Kinder unter 8 Jahren bezeichnet, meist im Größenbereich von 12 bis 18 Zoll. Von Gesetztes wegen her, dürfen Kinder die das achte Lebensjahr noch nicht erreicht haben, nur auf dem Gehweg fahren, sie nehmen also nicht am Straßenverkehr teil und fallen somit auch nicht unter die Regelungen der allgemeinen Straßenverkehrsordnung (StVO). Hinzu kommt das Kinder in diesem Alter seltensten alleine gelassen werden, zudem bewegt sich ihr Aktionsradius eher im eigenen Wohngebiet.
Spielrad nenne sich diese Räder also deshalb, weil sie nicht zum Fahren auf der Straße gedacht sind, sondern zum spielerischen Erlernen des Umgangs mit dem Fahrrad und dem eigenen Gleichgewichtssinn. In der Praxis bedeutet das, sie sind ohne schweren „Schnickschnack“ wie Dynamo oder Batterielicht, dafür aber mit nützlichen Sachen wie einem Schutzblech, Reflektoren, Kettenschutz und Klingel ausgerüstet. Dazu gesellt sich noch eine Vorderradbremse und zum Teil auch noch eine Rücktrittbremse. Das Kind ist somit also perfekt Gerüstet für kleine Ausflüge mit dem Fahrrad vor dem Haus oder auf dem Gehweg.

Ein nicht verkehrstüchtiges Kinderfahrrad nennt sich Spielrad
Licht sucht man an diesem Rad vergebens, nur Reflektoren bekommt dieses
Spielrad von der Firma Puky spendiert, dafür aber mehrere schützende 
Elemente falls das Rad mal vor Frust in die Ecke geschmissen wird

Kinderstraßenfahrrad

Hiermit wird ein Rad für Kinder bezeichnet, welches auf der Straße gesetzeskonform bewegt werden kann. Natürlich lassen sich auch Spielräder StVO gerecht nachrüsten, dies ist aber kostspielig und durch das stetige Wachstum der Kinder meist unsinnig. „Echte Fahrräder“ für Kinder fangen ab etwa 20 Zoll an, da die Kinder dann meist in einem Alter sind, wo sie sich laut Gesetzt auf dem Fahrradweg und der Straße bewegen dürfen. Bis zum Beginn des zehnten Lebensjahres ist die Benutzung von Radweg und Straße noch nicht obligatorisch, ab zehn Jahren dann aber verpflichtend. Beim Kauf gilt es zu beachten, dass es auch für Kinder Mountainbikes gibt, welche von der Sache her Sportgeräte sind, wie auch die Mountainbikes für Erwachsene. Sie sind also per se erst mal nicht StVO Konform und müssen nachgerüstet werden um das Rad auf der Straße bewegen zu dürfen. Spätestens mit der Fahrradprüfung in der dritten bis vierten Klasse, ist eine Ausstattung welche der StVO genügt so oder so Pflicht. 

 Mit Licht und Reflektoren darf das Kinderstraßenrad nun wie jeder Radler am Straßenverkehr teilnehmen
Nabendynamo, Licht vorne und hinten, sowie Reflektoren an Pedal
und Reifen (weiße Reflektorstreifen) usw. lassen den kleinen Besitzter
dieses Rades nun ohne Bestandungen am Straßenverkehr teilnehmen

                        Zielkonflikte bei Kinderrädern 

Gegenläufige Ziele bei der Herstellung eines Kinderfahrrades - Zielkonfliktdreieck

Bei Kinderrädern gibt es viele verschiedene Ziele die erstrebenswert scheinen. Der limitierende Faktor bei der Produktion ist wie so oft der Preis. Dies ist bei Kinderrädern umso mehr der Fall, da hier je nach Wachstum etwa alle zwei Jahre ein neues Rad fällig ist, außer es kann ein Rad des kleinen Bruders / Schwester gerade passend übernommen werden. Das Teilungsszenario ist bei 1,4 Kindern pro Frau in Deutschland allerdings nicht gerade alltäglich. Zudem müssen Farbe, Geschlecht und Größe perfekt stimmen, was auch nicht gerade oft vorkommt. Wahrscheinlicher scheint also der Kauf von drei bis fünf Fahrrädern pro Kind im Laufe des Heranwachsens, je nachdem wie gerne das Kind Fahrrad fährt und wann damit angefangen wird. Da Eltern ungerne alle zwei Jahre mehre hunderte Euro für ein Fahrrad für ihre schnell wachsenden Kleinen ausgeben wollen, müssen diese also vor allem günstig sein. Ein günstiger Preis steht bei einem Kinderfahrrad allerdings in starkem Konflikt mit anderen Zielen die bestmöglich erreicht werden wollen.

Geringes Gewicht

Kinder befinden sich in einer Wachstumsphase, Muskulatur und Knochen sind noch kaum ausgebildet, im Endeffekt fehlt somit Kraft als auch eine ordentliche Portion Gewicht im Vergleich zu einem Erwachsenen. Das Gewicht des Rades hat deswegen Einfluss auf mehre Dinge:

  • Ist das Rad sehr schwer, so fällt dem Kind das Beschleunigen nicht sehr leicht, es muss sich also stark anstrengen um das Rad auf eine gewisse Geschwindigkeit zu kommen, dies ist gerade am Berg besonders schwer. Ist der Widerstand viel zu hoch für das Kind, so kann es sein, dass sich beim Kind Unlust einstellt.
  • Fällt das Rad um will es aufgehoben werden, ein 13 kg Fahrrad erweist sich dabei als nicht sehr praktikabel für ein jüngeres Kind.
  • Mit einem für Kinder sehr schweren Kinderrad kann das Überwinden von großen Treppenpassagen oder Hindernissen zur reinsten Tortur werden, auch ein Fahrradkeller nimmt Kindern dann leicht die Lust am Radeln.

Um jedoch sinnvollerweise ein für Kinder praktikables Gewicht zu erreichen, muss der Hersteller vor allem eines tun, viel Mühe und Zeit investieren. Der Rahmen sowie die Bauteile müssen hochwertig und auf Gewichtsersparnis optimiert sein, was sich wie bei jedem Fahrrad in einem höheren Preis niederschlägt.
Der Hersteller ist nun somit ein einer Bredouille, entweder baut er das Fahrrad schwer und kinderunfreundlich, dafür aber kostengünstig, oder aber er steckt viel Arbeit hinein und optimiert dessen Gewicht, was sich in einem merkbar höheren Preis nieder schlägt. Da jedoch die Mehrzahl der Eltern nicht bereit ist ein kleines Vermögen für jedes Kinderrad auszugeben,  muss der Hersteller dann damit rechnen nicht besonders viele davon absetzen zu können, was seinen Gewinn massiv schmälert.

Einfache Handhabung und Funktionalität

Insbesondere bei Kinderrädern wird nicht auf die allerneusten Trends im Fahrradmarkt geschaut, sondern eher darauf was sich bewährt hat und für Kinder das Radfahren nicht unnötig verkompliziert. Anstatt wie im normalen Fahrradmarkt in allerlei Ausstattungsvarianten, finden sich deshalb Kinderräder oft nur sehr schlicht ausgestattet vor, auch mehrere Rahmengrößen sind selten, die Abstimmung der Größe läuft über die des Laufrades. Eine Schaltung am Kinderrad muss nicht besonders schnell oder knackig schalten, sondern einfach funktionieren. Dies ist auch einer der Gründe, warum sich an den Rädern für die noch ganz jungen Kinder entweder gar keine Schaltung, oder nur eine per Drehgriff schaltbare Dreigangschaltung befindet. An den Rädern für größere Kinder befinden sich dann zwar auch zweistellige Gangschaltungen angebracht, diese aber dann immer aus der eher anspruchslosen Einsteigerklasse. Die Bremsen an Kinderrädern unterliegen ebenfalls speziellen Anforderungen. Sie müssen zum einen sicher bremsen, zum anderen aber auch nicht zu schwer zu betätigen sein oder zu schlecht erreichbar für Kinderhände. Trotzdem darf die Bremswirkung aber auch nicht zu stark sein, da sonst leicht Unfälle provoziert werden können.

Verändern der Bremshebelstellung um die Bremse auch für kleine Kinderhände gut erreichbar zu machen


Typisches Kinderfahrrad mit Drehgriffschaltung und nur einem Kettenblatt

Robustheit und Sicherheit

Was bei Kindern von Erwachsenen oft vergessen wird ist, dass sie komplett anders agieren und funktionieren als Erwachsene. Kinder haben diverse körperliche Nachteile gegenüber Erwachsenen

  • Eingeschränktes Sichtfeld

Für Kinder ist es oft unmöglich sich in komplexen Situationen zurechtzufinden, sie schaffen es nicht die vielen auf sie einflutenden Reize zu verarbeiten. Gerade im Straßenverkehr aber prasseln diese ungefiltert und in immenser Geschwindigkeit auf sie ein. Während Erwachsene auch große Felder meist schnell überblicken und einschätzen können, müssen Kinder die Situation erst genau erfassen. Die gebeugte Position auf vielen Erwachsenenrädern würde Kinder als ungemein benachteiligen, ihr so oder so schon eingeschränktes

Anders als bei einem Erwachsenenfahrrad ist das Gefälle nicht von Lenker zu Sattel sondern genau andersherum
Ein großer Höhenunterscheid zwischen Lenker und Sattel sorgt bei 
einem Kinderfahrrad dafür, dass das Kind aufrecht sitzen kann 
und einen guten Überblick über das Geschehen hat - 
Manche Kinderfahrräder haben zudem noch einen höhenverstellbaren 
Lenker, sodass das Rad auch nach einem Wachstumsschub dieses Niveau behält

  • Geringeres Konzentrationsvermögen

Kinder schaffen es oft nicht sich länger auf gewisse Dinge zu konzentrieren, viel zu verlockend wirken Naturschauspiele oder andere Erlebnisse. Bestes Beispiel ist hier das gemeinsame Mittagsessen, was gerne mal in ein lustiges Spiel mit dem Tellerinhalt mündet. Es kann also gut vorkommen, dass das Kind plötzlich das Fahrrad in eine Ecke schmeißt und sich mit etwas komplett anderem beschäftigt. Ebenfalls wird das Rad gerne mal unüberdacht draußen stehen gelassen oder bei Freunden vergessen. Zum Thema Konzentration gehört auch, dass Kinder sich schwer auf mehre Dinge auf einmal konzentrieren können. Lernt ein Kind also gerade erst Fahrradfahren, sprich wie man pedaliert, bremst und dabei immer das Gleichgewicht behält, so überfordert es die meisten gleichzeitig auch noch schalten zu sollen. Vor allem die im Vergleich zur Nabenschaltung etwas komplizierte Kettenschaltung verwirrt gerade Fahranfänger leicht.

  • Noch nicht ausgebildete Motorik

Der Gleichgewichtsinn von Kindern ist noch im Aufbau, Unsicherheiten und ab und an der ein oder andere Sturz sind also normal. Dies lässt sich nur durch Übung antrainieren. Um Stürze und schwerwiegende Beschädigungen zu vermeiden ist es wichtig, dass das Rad altersgerecht ist und gut gepolstert. Darüber hinaus fällt es Kindern auch schwer Bremsen und ähnliches richtig zu dosieren, bei zu starken Bremsen kann es also leicht zum Überschlagen und ähnlichem kommen.

Ein gutes Kinderrad zeichnet sich an der Berücksichtigung genau dieser Dinge aus. Es wird also folgendes beim Rad beachtet:

  • Je nach Alter des Kindes entweder keine Schaltung oder eine einfach zu bedienende Nabenschaltung mit Drehgriff.
  • Robustes Rahmenmaterial, welches auch den einen oder anderen unsanften Sturz oder Unachtsamkeit beim Abstellen verzeiht. Der Kinderfahrradhersteller Puky z.B. verbaut deshalb an seinen Kinderrädern hauptsächlich Stahlrahmen.
  • Gummierte Griffe und eine durch ein Polster geschützte Lenkerstange, sodass Verletzungen des Fahrrads und des Kindes reduziert werden.
  • Fahrradbremsen, welche zwar gut greifen, aber nie so stark, dass das Kind sich mir nichts dir nichts überschlagen kann. Dies ist einer der Gründe warum sich an Kinderrädern keine Scheibenbremsen oder oft sogar nicht mal die sogenannten V-Breakes, eine sehr bissige Felgenbremsenvariante finden.
  • Der Lenker ist um einiges höher als der Sattel, sodass das Kind einen aufrichten Sitz hat und die Situation immer gut überblicken kann. Sinnvoll ist auch wenn sich Sattel und Lenker noch um einiges in der Höhe anpassen lassen, sodass diese auch nach einem Wachstumsschub des Kindes noch der Fall ist.
  • Ein abgesenktes Oberrohr, wie es z.B. bei Cityrädern der Fall ist. Dies ermöglich den Kleinen ein leichtes auf- und absteigen vom Rad, sowie Sicherheit in Gefahrensituationen.

 

Geringer Preis

Eltern kennen es vom Schuhkauf – kaum gekauft schon ist der Schuh wieder zu klein. Auch bei Fahrrädern ist es nicht anders, auch wenn diese bedingt für ein bis zwei Jahre mitwachsen können. Bedenkt man jedoch, dass ein Fahrrad gut und gerne das fünf bis zehn fache eines Schuhs kostet, so ist dieser zeitliche Vorteil wieder dahin. Es ist also nur verständlich das Eltern nicht arg viel für die Kinderräder ausgeben wollen und können. Hersteller sehen sich also in der Bredouille ein sowohl sicheres, leichtes, funktionelles aber auch sehr günstiges Rad zu bauen. Das dies in der Praxis nicht funktionieren kann, sollte wohl jedem klar sein. Ein gutes Kinderrad hat seinen Preis, weswegen auch von günstigen Discounterangeboten abgeraten werden sollte, gerade bei Kindern ist die ausgezeichnete Qualität wichtig. Von günstigen Angeboten aus Baumarkt und Discounter ist alleine schon wegen des mangelnden Services abzuraten. Beim Kauf beim lokalen Händler und einer qualitativen Marke ist gesichert, dass es dafür auch Ersatzteile gibt und die Reparatur auch relativ zeitnah erfolgt.

Darf's für das Kind etwas extravagantes sein
Wer etwas besonders will, wie etwa 
dieses Fatbike für Kinder,
muss etwas tiefer in den Geldbeutel greifen

Besonders qualitative Marken bei Kinderrädern:


Besonders leichte Kinderräder:

 

Anmerkung:

Der allgemeine Tenor, unter anderem von Kinderradherstellern, ist inzwischen das Stützräder für Kinder eher kontraproduktiv sind und sie in ihrer Entwicklung behindern, da so der Gleichgewichtssinn nicht geschult wird. Stattdessen wird heute zu Laufrädern geraten, da sich bei diesen mit den Füßen abgestützt werden kann, aber gleichzeitig dennoch der Gleichgewichtssinn trainiert wird.
Die allgemeine Empfehlung zum Start mit dem Laufrad liegt bei etwa zweieinhalb Jahren, wichtig ist aber immer auch der individuelle Entwicklungsstand des Kindes. Ganz wichtig ist vor allem, dass die Eltern das Kind zu nichts zwingen und es durch abwertende Kommentare zu seiner Leistung nicht verunsichern.

Laufrad statt Stützräder - Modell von Kokua