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E-Bike

Wie sich die Zellknappheit am Weltmarkt auf den E-Bike Akku auswirken könnte

Beim Battery Experts Forum 2018 wurde vor allem auch eines diskutiert - die sich derzeit immer mehr zuspitzende Knappheit von Batteriezellen, also dem Grundbaustein eines jeden E-Bike Akkus. Wir haben die Aussagen aus den einzelnen Vorträgen und deren Bedeutung für den Akku am E-Bike zusammengetragen.

Wie sich die Zellknappheit am Weltmarkt auf den E-Bike Akku auswirken könnte

Aschaffenburg. Ohne einen Akku ist ein E-Bike nicht funktionsfähig. Die einzelnen Akkuzellen könnten jedoch bald noch rarer werden, sollte die Elektroautoindustrie weiter Fahrt aufnehmen. Auch die immer beliebter werdenden Elektrobusse benötigen die gleichen Grundbausteine wie der Akku eines herkömmlichen E-Bikes.

Die Thematik der derzeit erst leicht im Endverbrauchermarkt spürbaren Akkuzellenknappheit war am ersten Tag des Battery Experts Forum eines der dominierenden Themen. So soll laut Dr. Mähliß von der Battery University, schon rund 30 Prozent der derzeitig am Weltmarkt verfügbaren Akkuzellen, welche auch in E-Bikes verbaut werden, vom US-Konzern Tesla beansprucht werden. Des weiteren produziere der Batteriehersteller Panasonic nun quasi ausschließlich für Tesla, andere Aufträge würden weitgehend abgelehnt.



Rundzellen in verschiedenen Formaten vom Zellhersteller PanasonicPanasonic baut Zellen in den unterschiedlichsten Formen und Größen
produziert derzeit aber vor allem stark für den US-E-Autobauer Tesla



Autoindustrie schlägt Fahrradindustrie

Die Gefahr bestehe, so Sven Bauer von Batteriesystemhersteller BMZ, das auch andere Batteriezellenhersteller bald dem Ruf der Autoindustrie folgen werden. Diese haben einen enormen Batteriebedarf, welche die meisten anderen Anwendungsfelder bei weitem übersteige. 2016, so Jochen Mähliß, habe der Weltmarkt für die sogenannten 18650 Zellen, eine bei E-Bikes weit verbreitete Zellenbauweise, im Jahr 2016 bei 2,6 Milliarden produzierten Zellen gelegen. Dreißig Prozent davon beanspruche Tesla für seine E-Autos für sich. Andere Automobilhersteller setzen zwar auf andere Zellformate, binden aber dennoch Produktionskapazitäten. Landrover etwa, welche in den Elektroautomarkt ebenfalls einsteigen wollen, sollen für 2020 allerdings schon alleine für ihre Autos rund eine Milliarde Akkuzellen benötigen, sprich rund 40 Prozent des derzeitigen Weltmarktvolumens dieses Zellenformats.



Smartphones verhinderten Investitionen im für E-Bikes wichtigen Zellenmarkt

In den heutigen Smartphones, vor allem auf Drängen der „Großmacht“ Apple, finden sich heute meist Lithium-Pouch Zellen. Diese ermöglichen eine schlanke Bauweise, bei gleichzeitig hoher Effizienz. Sie kommen vor allem häufig bei den Handys mit integrierten Akkus zum Einsatz, welche sich nicht ohne weiteres wechseln lassen. Dafür liegen aufgrund der kleinen Bauweise ihre Lebenserwartungen aber meistens auch sehr niedrig, nämlich bei wenigen hundert Ladezyklen. Mit dem Boom der Smartphones habe Apple stark auf das für seine Smartphones sehr praktische Zellenformat, der Lithium-Pouch Zelle, gesetzte. Da vor einigen Jahren E-Autos oder E-Bikes noch Nischenprodukte darstellten, waren die Pouch Zellen dominant. So dominant, dass die Zellhersteller sich zum Großteil auf dieses Format konzentrierten, dabei aber das im E-Bike und teils auch im Automotive Bereich wichtige 16850 Format vernachlässigt haben. Diese Produktionskapazitäten fehlen nun im heutigen Zellenmarkt.




Eine Batteriezelle im Pouch Format von Panasonic, Pouch Zellen sind vor allem in Smartphones derzeit stark gefragtEine Lithium-Ionen Zelle in Pouch Bauweise von Panasonic
hier speziell für Wearables oder etwa intelligente Kleidung

Die Absatzmenge bestimmt, wer noch Zellen bekommt

Während sich an einem modernen E-Bike rund 40 bis 50 Zellen verbaut finden, haben E-Autos wie die von Tesla gut und gerne häufig das hundert bis zweihundertfache an Akkuzellen verbauen. Wie üblich sind große Bestellungen natürlich lieber gesehen als viele kleine. Ein E-Bike Hersteller (bzw. dessen Batterielieferant) müsste also rund 200 E-Bikes verkaufen um auf die gleiche Menge an Auftragsvolumen zu generieren. Das gehe laut Sven Bauer von BMZ inzwischen sogar so weit, dass BMZ beim Zellenhersteller Sony eine komplette Fertigungsstraße gekauft habe, um den zukünftigen Bedarf beim E-Bike und deren anderen Geschäftsbereiche decken zu können. Eine Investition in großer Millionenhöhe sei dazu nötig gewesen.

Zellknappheit auch bei Podiumsdiskussion besprochen

Am Ende des Battery Experts Forums 2018, wurde die Thematik der derzeitigen und noch drohenden Zellknappheit im Batteriemarkt offen diskutiert. Teilnehmer waren dabei Sven Bauer von BMZ, sowie Vertreter von Murata (welche vor kurzem die Zellensparte von Sony kauften), LG Chemicals und einem der Gründer des deutschen Unternehmens TerraE. An der Diskussion wurden auch die Zuhörer im Konferenzsaal beteiligt, welche unter anderem auch kritische Fragen zur Nachhaltigkeit der Fertigungen stellten.



Auf dem Battery Experts Forum 2018 in Aschaffenburg fand eine Diskussion zur derzeit herrschenen Knappheit von Zellen im Batteriemarkt statt Zukünftige Zellhersteller und derzeitige Branchengrößen diskutieren über die drohende
und derzeitig herrschende Knappheit von Batteriezellen





Offenlegung: "Alles Fahrrad" hat auf Einladung des Veranstalters, der Battery University GmbH, an dieser Veranstaltung teilgenommen. Die Kosten der Veranstaltung sowie die Übernachtungskosten wurden dabei vom Veranstalter übernommen. Die hierzu veröffentlichten Artikel unterliegen keiner Vorgaben dritter, die Offenlegung dient nur der Transparenz.