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Fahrradhersteller & Fahrrad / E-Bike - Lexikon

Fahrrad - Lexikon
Scheibenbremse

Früher waren an Fahrrädern fast ausschließlich Felgenbremsen anzutreffen, in verschiedenen Ausführungen. Diese Art der Bremse hat bis heute ihre Daseinsberechtigung und befindet sich aufgrund mehrerer hier nicht weiter ausgeführten Gründen, vor allem noch an günstigen Rädern sowie so gut wie jedem Rennrad. Da jedoch gerade für Mountainbikes die Felgenbremse kaum geeignet ist, wurde eine etwas jüngere Bremsengattung fürs Rad entwickelt, die auch in Autos und Motorrädern zu Recht zum Einsatz kommt – die Scheibenbremse.

Gattungen
Wie auch Felgenbremsen gibt es Scheibenbremsen sowohl als

  • mechanische Variante als auch 
  • als hydraulische

welche mithilfe von Öl arbeiten. Bei allen beiden sitzt eine Bremsscheibe in Höhe der Laufradnabe, auf die mit verschiedenen Verfahren ein Bremsbelag gedrückt wird. Dieser bringt die Scheibe zum Abbremsen, welche dann wiederum durch seine Verbindung mit der Radnabe das Rad selbst zum Abbremsen bringt.

Vorteile der Scheibenbremse gegenüber der Felgenbremse
Die Scheibenbremse ist größer als Felgenbremsen, allerdings wartungsarmer, verschleißt kaum und bietet eine angenehme Dosierbarkeit der Bremskraft an. Auch Szenarien wie starker Regen oder Matsch lassen Scheibenbremsen relativ ungerührt. Zudem benötigt eine gute Scheibenbremse weniger Bremsweg um das Rad zum Stehen zu bekommen. Zwar gibt es auch hier unrühmliche Vertreter, gerade aber im Fachhandel sind meist nur die besseren Modelle anzutreffen.

Bremsscheiben- oder Rotordurchmesser
Für die höchstmögliche Bremskraft kommt es bei Scheibenbremsen unter anderem primär auf den Durchmesser der Bremsscheibe an, welche auch Rotor genannt wird. Dieser findet sich in der Regel auf der Bremsscheibe selbst eingraviert, meist mit einem Symbol für den Durchmesser dabei, auch beim Verkauf wird dieser immer mit angegeben. Empfehlenswert ist zumindest vorne eine Scheibenbremse mit ausreichend großem Durchmesser zu haben. Ausreichend bei einer Scheibenbremse wird vor allem auch durch das Gewicht des Rades bzw. des Fahrers bestimmt. Auch mögliche Anwendungsszenarien sind abzuwägen. Gerade bei vielen Bergabfahrten oder sogar Passabfahrten, lohnt es sich z.B. statt Scheibenbremsen mit einem Durchmesser von 160 mm oder sogar nur 140 mm eher in Richtung 180 mm zu gehen, bei sehr hohen Gewichtsbelastungen sogar teils bis 200 mm Durchmesser. Für Stadtfahrten sind Scheibenbremsen dieses Durchmessers wahrscheinlich eher überdimensioniert. Hier darf es also gerne ohne große Bedenken eine 160 mm oder 140 mm Scheibe sein. Ebenfalls profitiert man von einer größeren Scheibe, da diese bessere Hebelverhältnisse bieten und im Endeffekt somit weniger Belastung für Arme und Hände bedeuten. Bei langen Bergabfahrten erhitzen sich große Bremsscheiben auch weniger als ihre kleineren Brüder, sichereres Bremsen und weniger Verschleiß sind die Konsequenz.

Scheibenbremse als hydraulische Version mit gut sichtbarer Angabe des relativ kleinen Scheibendurchmessers von 160mm, hier ohne Durchmessersymbol


Starke 180mm Scheibenbremse mit Angabe des Durchmessers auf dem Rotor/Bremsscheibe inklusive Durchmessersymbol

Scheibenbremse mit 180mm Durchmesser ,welcher auf der Scheibe selbst ohne Durchmessersymbol als Indikator vermerkt ist

Massive 203mm starke hydraulische Scheibenbremse an einem Fatbike
Extrem große Scheibenbremse mit 203 mm Durchmesser an einem Fatbike
– für extrem gutes Bremsverhalten auch bei starkem und langem Gefälle

Bremsbeläge
Neben der Größe der Bremsscheibe nimmt auch die Wahl der Bremsbeläge Einfluss auf das Bremsverhalten des Rades. Diese befinden sich im sogenannten Bremssattel und werden ähnlich wie Felgenbremsen auf die Felge, auf die Bremsscheibe gedrückt, welche selbst an der Nabe des Rades befestigt ist. Sie können aus verschiedenen Materialen bestehen, was Auswirkung auf Geräuschkulisse und Verschleiß hat. Organische oder Kunstharzbeläge, welche weicher sind als ihre Semi-metallischen (Halbmetalle) Pendants, verschleißen schnell produzieren aber meist nicht das für Scheibenbremsen oft typische Quietschen. Welcher Bremsbelag wählbar ist hängt immer von der jeweiligen Bremse ab, oft bieten Hersteller bestimmte Beläge für Ihre eigenen Bremsen an.

Einbremsen
Wurde ein neues Rad erst vor dem Kauf aufgebaut und ist quasi noch frisch aus dem Werk, so muss Bremsscheibe und Bremsbelag erst noch „eingebremst werden“ um eine volle Bremsleistung zu entfalten. Gleiches gilt auch nach dem Tausch von Belag und / oder Scheibe. Unter Einbremsen versteht man eine 10 bis 20 malige Vollbremsung in der Ebene bei trockener Umgebung, allerdings ohne das dabei die Räder blockieren.

Kraftersparnis bei Hydraulischen Bremsen
Vor allem hydraulische Scheibenbremsen haben, neben besseren Schlechtwettereigenschaften, vor allem den Vorteil der geringeren nötigen Bremskraft. Durch deren fast verlustfreie Kraftübertragung brauch der Fahrer ungefähr nur 30 Prozent der Kraft, welche er für die Entfaltung der gleichen Bremskraft an einem Rad mit Felgenbremse benötigen würde. Weniger benötigte Kraft bedeutet feinere Dosierbarkeit der Bremse sowie eine mögliche Bedienung mit nur wenigen Fingern um gleichzeitig den Griff fest am Lenker zu haben.

Behältnis der Bremsflüssigkeit am Lenker eines Fahrrades mit hydraulischen Scheibenbremsen
Räder mit hydraulischer statt mechanischer Scheibenbremse
erkennt man an dem Behälter für das Öl am Bremsgriff,
welcher eine deutliche Erhöhung bildet und teils
wie auf dem Bild beschriftet ist – hier als Modell von Tektro 

Sicherheitstipps
Eines der wenigen Probleme der Scheibenbremse, vor allem bei Scheiben mit kleinem Durchmesser, ist die Hitzeentwicklung, welche verglichen mit Felgenbremsen sehr hoch ist. Dies kann z.B. durch stoßweißes bremsen anstatt langes dauerbremsen verhindert werden. Beachtet man dies nicht, könnte es zum sogenannten Fading kommen, was vereinfacht gesagt die Reibung und damit die Bremswirkung drastisch reduziert. Im schlimmsten Falle könnten speziell bei hydraulischen Bremsen die Kolben herausgedrückt werden und somit das Rad blockiert. Gerade dünne Scheiben unter 1,9 mm, neigen laut mehreren Testberichten bei großer Belastung zum Schmelzen, was zur Verbiegung der Bremsscheibe führt. Die minimale, nicht zu unterschreitende Dicke, ab welcher ein Tausch empfohlen wird, ist oft auf der Bremsscheibe vermerkt. Dort steht ein „Min TH“ Wert, was Englisch ist und Kurzform von „minimal thickness“, zu Deutsch „minimale Dicke“. Diese Werte unterscheiden sich je Hersteller und Modell oft signifikant.

Wartung
Alle ein bis zwei Jahre ist ein Tausch der Bremsflüssigkeit bei Hydraulikbremsen empfehlenswert. Denn im Laufe der Zeit wird diese durch Schmutz und Feuchtigkeit verunreinigt, was das sogenannte Entlüften erforderlich macht, um eine konstant gute Bremswirkung zu gewährleisten.

Bremsbeläge und irgendwann auch die Bremsscheibe wollen getauscht werden. Wann dies zu geschehen hat, variiert von Modell zu Modell, bester Indikator ist oft eine nachlassende Bremswirkung. Optisch sieht man es an der Bremsscheibe teils auch sofort an deutlichen Rillen, welche sich auf der Scheibe gebildet haben und einer verfärbten Oberfläche. Ebenso gilt im Allgemeinen eine Scheibendicke von unter 1,6 mm als kritisch.

Der zum Austausch zwingende Verschleiß bei den Belägen hängt vom jeweiligen Bremsenmodell und Bremsbelag ab. Bis auf den Träger sollte sie aber auf keinen Fall heruntergebremst werden. Beim Austausch muss auf die Kompatibilität mit der eingebauten Bremsscheibe geachtet werden.