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Fahrradgeschichte

Die Erfolgsgeschichte der „Shimano 600“

Die Ur-Ultegra – mit der „600“ fing alles an
Die Erfolgsgeschichte der „Shimano 600“

Die Erfolgsgeschichte der „Shimano 600“

Wir schreiben das Jahr 1975: Aus der Jukebox sendet eine schwedische Popband mit vier Buchstaben SOS. Penny McLean wird mit Hüftschwung zur „Lady Bump“ und wer es etwas rockiger bevorzugt, greift ins Plattenfach zu Led Zeppelin und „Kashmir“. Der Vietnamkrieg endet, in Spanien hält die Demokratie Einzug und in Deutschland ist man nun ab 18 volljährig und wahlberechtigt. Hier hat sich im Übrigen der durchschnittliche Spritpreis, umgerechnet in Euro, bei 42,5 Cent eingependelt und auch die Radsportwelt schreibt Geschichte. Bei der Tour de France schnappt Bernard Thévenet dem Favoriten und fünffachen Toursieger, Eddy Merckx, den Sieg vor der Nase weg. Und Ausrüster Shimano legt mit der legendären „600“ zwei Jahre nach der Premium-Gruppe „Dura-Ace“ nun eine Rennrad-Schaltung für die Mittelklasse auf. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.

Die Ur-Ultegra – mit der „600“ fing alles an

Eigentlich müsste es sogar heißen: Ur-Ur-Ultegra. Denn bevor der Namenszusatz „Ultegra“ erfolgt, sind mit „AX“, „DX“, „EX“ und „Arabesque“ feine Modifikationen der „600er“ auf dem Markt. Die erste Modellnummer unter der Bezeichnung Shimano 600 lautet: 6100 (zunächst im 5-fach, später im 6-fach-System produziert). Doch wer glaubt, dass Shimano erst 1973 mit der Dura Ace bzw. zwei Jahre später mit der „600“ das Herz der Radfans erobert hat, wird schnell eines Besseren belehrt. In der 600-Gruppe stecken zu diesem Zeitpunkt bereits über 50 Jahre Erfahrung als Fahrradkomponentenhersteller. Shimano Tekkōjo (engl. Shimano Iron Works) wird im Jahr 1921 gegründet und beginnt bereits 1931 mit dem Export seiner Freilaufnaben. In den „Schaltungsmarkt“ steigt Shimano im Jahr 1961 auf der International Toy and Cycle Show in New York mit der ersten Dreigang-Nabenschaltung ein. Die ständige Weiterentwicklung mündet schließlich in die „Königsklasse“ Dura Ace und der nicht minder beliebten, bis heute produzierten Ultegra (Kunstwort für Ultimate Integrated). Und dass diese Integration im wahrsten Sinne des Wortes zutrifft, beweist Shimano mit seinen Milestones.

Die 80er Jahre – die „600“ zeigt sich wandlungsfähig

In den Jahren 1981 bis 1983 produziert Shimano die 600AX-Serie, wobei AX für Aerodynamic steht und von der Dura Ace AX-Serie übernommen wurde. Seit jeher legt Shimano höchsten Wert auf das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. So zeigen sich auch die auffälligen Sattelstützen wie auch alle anderen Bauteile so aerodynamisch wie nur möglich. Bis Mitte der 80er-Jahre kommt es bei der Arabesque-Serie auch zu speziellen Gravierungen. Auch die 600EX-Serie lehnt sich an Dura Ace an und ist nach dieser die zweite Gruppe mit indizierter Schaltung (S.I.S.). Dazu wurde die Schalttechnik an Rahmenschalthebel und Schaltwerk modifiziert (vergrößerter Seileinholweg). Dadurch kam es zu einer vorübergehenden Inkompatibilität mit anderen Shimanoschaltgruppen, die später durch eine Modifikation rückgängig gemacht wurde. Auffällig sind zu dieser (Schalt-)Zeit auch die Delta-Bremsen, als Alternative zu den bislang gewohnten „Mono Pivot“ – Eingelenk-Seitenzugbremsen. Ende der 80er Jahre wird es dann spannend. Denn mit dem Namenszusatz „Ultegra“ wird eine neue Schaltära eingeläutet.

Von der 600 Ultegra bis zur Ultegra 6870 – „Tigersprünge“ in der Schalttechnik

Im Jahr 1988 fügt Shimano der 600-Gruppe den Namenszusatz Ultegra hinzu und führt im Folgenden die Biopace-Technik ein. Das Prinzip beruht auf der Tatsache, dass die Kraftverteilung über die Tretkurbel im Hinblick auf die Umdrehung des Kettenblattes nicht gleich verteilt ist. Zum maximalen Drehpunkt kommt es, wenn die Tretkurbel, in Fahrtrichtung gesehen, leicht nach oben zeigt. Im Gegenzug wird vom Biker nur ein kleines Drehmoment auf die Tretlagerachse am oberen bzw. unteren Totpunkt erzeugt – demnach, wenn sich die Tretlagerachse in senkrechter Stellung befindet. Shimano versucht, mit Biopace und einem ovalen Kettenblatt diesem Umstand Rechnung zu tragen. Da in der Stellung maximaler Kraftübertragung ein vergrößerter Kettenblattdurchmesser wirkt, entsteht kurzzeitig das Gefühl, als wäre der Fahrer mit einer größeren Übersetzung unterwegs. Der dadurch erzeugte Schwung soll helfen, den nachfolgenden Totpunkt leichter zu überwinden.

Kurz vor dem Millennium entschließt sich Shimano für zukünftige „Ultegras“, die Bezeichnung 600 nicht mehr zu verwenden. Die „Ultegra 6500“ kommt somit ohne vorangestelltes 600 aus und überzeugt mit 9-fach-Schaltwerk, integrierten Brems-/Schalthebeln und erstmals 3-fach-Kurbel.

Im Jahr 2005 werden Fans der Ultegra dann mit der Ultegra 6600-Serie überzeugt. Jetzt befeuert ein 10-fach-Schaltwerk die 3 Kettenblätter. Und es wird Zeit, die Computertechnologie auch auf dem Bike voll zu integrieren. Mittels Shimanos „Flight-Deck-Technologie“ lassen sich STIs mit Fahrradcomputern kombinieren. STI steht für den von Shimano kreierten Marketingbegriff „System Total Integration“ und bezieht sich unter anderem auf die ausgeklügelte Kombination von Brems-/Schalthebel. Um auf ein größeres Kettenblatt/Ritzel zu schalten, wird der Hauptbremshebel nach innen gedrückt. Ein Zusatzhebel, direkt unter dem Haupthebel arrangiert, dient dazu, um auf kleinere Kettenblätter bzw. Ritzel zu schalten. Dadurch müssen die Hände nicht mehr vom Lenker genommen werden. Um schnell optisch zu erfassen, in welchem Gang man sich befindet, geben nun Fahrradcomputer mit grafischer Anzeige Auskunft über Gang und Übersetzung.

Nicht nur besonders stylish in edlem „Ice grey“, sondern auch um fast 100 g leichter als die silberne Ultegra 6600 präsentiert sich die Ultegra 6600 mit dem Namenszusatz „Super Light“. Mit der Ultegra 6700 wird dann in besonderem Maß an der Optik gebastelt: Shimano lässt die Züge für Schaltung und Bremsen unter dem Lenkerband verschwinden. Die Kette ist von der Konstruktion her asymmetrisch: Innenlaschen und Außenlaschen sind gelocht. Neu ist auch das Hohlkammer-Kettenblatt. Und es wird auch weiter am Gewicht geschraubt. Im Vergleich zur Ultegra 6600 speckt die Ultegra 6700 noch einmal um gut 150 g ab. Auch an neuen, edel wirkenden Farbvarianten findet Shimano gefallen. Ein Jahr nach der „Standard“-Version der Ultegra 6700 präsentiert sich die neue Farbe in „Glossy grey“. Eine Verbindung zur Dura Ace Di2, die ebenfalls in diesem Farbton zu haben ist.

Die Ultegra Di2, die seit 2011 produziert wird, läuft zunächst unter der Modellbezeichnung Ultegra 6770. Di2 steht hier für elektronische Komponenten wie das Bus-System, das im Flight-Deck mit Fahrradcomputer, Sensor im Kurbelarm und Schaltwerk/Umwerfer kommuniziert. Insgesamt hat es zwei Jahre gedauert, bis die elektronische Schaltung von Shimanos Dura Ace Di2 mit der Ultegra 6770 auch den Markt der Hobby-Rennfahrer erreichte. Damit ist die revolutionäre Schalttechnik auf für Otto Normalverbraucher erschwinglich geworden.

Im Jahr 2014 erblickt dann die Ultegra 6800 das Licht der (Rennrad-)Welt. Ein elfter Zahnkranz ermöglicht feinere Abstufungen bei Übersetzungen wie 11-23 und 11-25. Nurmehr vier statt fünf Arme, auf denen das Kettenblatt aufgebaut ist, sparen Gewicht und sorgen für eine bessere Kraftübertragung.

Ein weiteres Kapitel der Erfolgsgeschichte Ultegra schreibt Shimano im Jahr 2015 – mit hydraulischen Bremsen, die für 11-fach STIs konzipiert sind. Diese hydraulischen Bremsen sind keiner Gruppe mehr zugeordnet und halten somit auch in die Ultegra Systeme Einzug. Die  Modellbezeichnung 2017 der elektronischen Di2 Variante lautet: Ultegra 6870. Hier hat Shimano nochmals am Design der einzelnen Komponenten gefeilt, was sich im Besonderen an den formschönen Brems-/Schalthebeln zeigt.

Die aktuelle Serie ULTEGRA R8000 ist „profi-erprobt“, da sie direkt aus unserer DURA-ACE-Gruppe abgeleitet ist. Die Einstellungsmöglichkeiten zur individuellen Anpassung sind größer denn je – genau das ist Shimanos neuer Anspruch. Auch die Qualität und die Präzision hat Shimano auf ein neues Niveau heben können, das gleiche gilt für die Schaltwerkskapazität: Auch sie ist größer denn je und erweitert ihre Einsatzmöglichkeiten.

The Ultegra Story continues …

Bild: Vintage Velo Berlin -