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Fahrradgeschichte

Shimano Deore XT – eine japanische Mountainbike-Revolution wird 35

Otto-Normalradler wissen meist nicht besonders detailliert über aktuelle Fahrradtechnik und die Unterschiede zwischen verschiedenen Fahrradgattungen Bescheid, doch mit der „XT-Schaltungscheinen die meisten Käufer bekannt zu sein. Das mag damit zu tun haben, dass es seit einigen Jahren gängig ist, Schaltwerke mit „XT Inschrift“ als Blender zu verbauen, da dies meist am besten heraussticht. Doch auch abseits davon steht der Name Deore XT für Qualität, Funktionalität und Zuverlässigkeit.

Die XT-Gruppe trägt oft auch den Beinamen Deer-head bzw. auf Deutsch Hirschkopf, was mit der ersten Version der heute legendären Gruppe zu tun hat. Nahezu jede Komponente war von einem stattlichen Hirschkopf geziert. Schon vier Jahre später verschwand dieser jedoch wieder.

Man kann nur mutmaßen welche Entwicklung das Mountainbike ohne Shimano genommen hätte, man merkt aber anhand historischer Dokumente gut, wie ernst das Thema Shimano scheinbar war. In einer Shimano Publikation aus dem Jahr 1983, dem Jahr als die Deore XT Schaltung erstmalig auf den Markt kam (vorgestellt 82), finden sich sechs Seiten alleine mit Interviews, rund um das Thema Mountainbiking, dessen Besonderheiten und der dahinter stehende Spirit. Darunter auch ein Interview mit dem bis heute legendären „Garry Fischer“, einer der Pioniere des Mountainbikes. Dieser wurde, wie viele andere Enthusiasten aus diesem Bereich, von den Japanern in die Entwicklung der Deore XT Komponenten miteinbezogen.
Shimanos Trick war, deren Eigenentwicklungen weiterzudenken und sie in eine Komplettgruppe für Jedermann-/frau zu gießen. Fischer spricht übrigens im Interview unter anderem auch davon, wie bei einem Rennen an dem er teilnahm, zu seiner Überraschung rund 30 Prozent Frauen teilnahmen.

Seit der ersten Deore XT Mountainbike Gruppe mit der Modellnummer M700 hat sich einiges getan, der Grundgedanke ist aber erhalten geblieben. Damals wie heute war es wichtig, das Rad jederzeit sicher kontrollieren zu können, auch bei schnellen und ruppigen Bergabfahrten. Erreicht wurde dies, heute wie damals, über Daumenschaltungen und besonders griffige Bremse. Was sich jedoch grundlegend veränderte, sind die Übersetzungsverhältnisse. Zu Zeiten Garry Fischers war es üblich, etwa mit Pickup-Trucks die Berge hochzufahren, um dann in rasantem Tempo mit dem Rad diese wieder herunter zufahren. Dieser Umstand bzw. Sport ist heute als Downhill bekannt. Das ist auch der Grund, warum die Übersetzung an damaligen Mountainbikes eher der heutiger Rennräder, anstatt Mountainbikes entspricht. Sprich, die Ritzel am Hinterrad waren sehr klein, wohingegen die Kettenblätter sehr groß waren – ergo eine Übersetzung für Bergabfahrten. Die heutigen Cross-Country Mountainbikes – das Äquivalent der damaligen Mountainbikes - setzen eher auf riesige Ritzel am Hinterrad und eher kleine und wenige Kettenblätter. Sie eignen sich somit eher für steile Bergauf- anstatt Bergabfahrten.

1986 stellte Shimano eine Revision der Original Deore XT Gruppe vor – ohne Hirschkopf aber mit indexierter Schaltung – was Shimano unter dem Begriff SIS – Shimano Index Shifting – vermarktete. Diese trug die Modellbezeichnung M730 und vereinfachte die Schaltungsbedienung am Mountainbike enorm. Nun war quasi ein „blindes“ Schalten, auch in Situationen die volle Konzentration erforderten möglich.

Nur ein Jahr später folgte die Deore XT M732 Modellreihe (auch bekannt als Deore XT 2), welche als große Neuerung neben U-Brakes (die Cantilever-Bremsen waren weiterhin erhältlich) das Shimano Hyper-Glide (HG) System bot. Hypergilde bezeichnet eine Vorrichtung an den Ritzeln am Hinterrad, welche durch diverse Kerben und ähnliches einen problemloseren Gangwechsel ermöglicht. Diese Technik findet sich – wie auch SIS – bis heute an Shimanos Komponenten. Statt 6 Ritzel gab es nun außerdem 7 Ritzel, was zu insgesamt 21 Gängen führte. Als bis heute anhaltende Neuerung erwies sich auch Shimanos Pedaling Dynamics Technik, kurz SPD. Diese ermöglicht bis heute ein effizienteres Fahren durch direkte Verbindung des Schuhs mit dem Pedal über einen Klickmechanismus.

Es mussten acht weitere Jahre vergehen, bis Shimano in der XT Gruppe die bis heute an Einsteigerädern eingesetzten, sehr kraftvollen, V-Brakes einführte. Diese Modellreihe trug den Namen M739 und bot mit drei Kettenblättern und acht Ritzeln insgesamt satte 24 Gänge an.

Nur vergleichsweis kurze 4 Jahre später, stellte Shimano im Jahr 1999 seine erste hydraulische Mountainbike Scheibenbremse vor. Die XT-Bremse war damals mit stattlichen vier Bremskolben pro Bremse ausgestattet und bot einen gewaltigen Anstieg der Bremskraft im Vergleich zu V-Brakes oder gar Cantilever-Bremsen. Die Deore XT Bremsen sind bis zum heutigen Tage extrem beliebt und als sorglos-Bremsen bekannt. Das Vierkolben Design wird jedoch schon seit einiger Zeit nur noch an Downhill-Bikes eingesetzt.

Im Jahr 2003 folgte dann die nächste, bis heute anhaltende Revolution – bekannt als Hollowtech. Shimano erkannte die Vorteile weiter außenliegender Lager und das Bedürfnis nach Gewichtsersparnis. Heute finden sich die „alten“ XT Lager, welche mit innenliegenden Lagerschalen arbeiteten, nur noch in Shimanos Einsteigersegment – wie vieles aus früheren XT Zeiten.

 
 

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